Am Vorabend (mallorquinisch: Revetta) des Johannistages (24. Juni) feiern die Spanier die „Nit de Sant Joan“, die Johannisnacht, einen der wichtigsten Feiertage des Jahres. Zum einen wird der Geburtstag von Johannes dem Täufer gefeiert, der Jesus von Nazareth taufte. Dessen Vater ließ vor Freude über die Geburt seines Sohnes ein Feuer entzünden, um die Mitglieder seiner Familie und auch Freunden die frohe Botschaft zukommen zu lassen. Gleichzeitig ist die Johannisnacht eng mit der zwischen dem 20. und 22. Juni ablaufenden Sommerwende verbunden.
Es gibt verschiedene traditionelle Möglichkeiten, diesen Feiertag zu begehen. Zum Beispiel indem man über Feuer springt, um Schutz für das gesamte Jahr zu haben, und dabei kleine Zettel verbrennt, auf denen man zuvor schlechte Dinge, von welchen man im kommenden Jahr gern Abstand nehmen möchte, geschrieben hat. Oder aber es werden rote Kerzen entzündet oder Papierschiffchen mit guten Wünschen zu Wasser gelassen.
Wenn um Mitternacht ein Bad im Meer nimmt und dabei einmal ganz untertaucht, soll dies der Gesundheit förderlich zu sein.
Man kann sich auch mit dem Rücken zum Meer hinstellen und drei Münzen hinter sich ins Wasser werfen, das soll ebenfalls dem Glück auf die Sprünge helfen.
Eine besondere Art von Magie verleihen 3 bestimmte Symbole dem San Juan Fest:
Wasser – dieses steht für Reinheit und Fruchtbarkeit und soll zu Mitternacht Wunder bewirken können.
Aberglaube – sollte jemand in dieser Nacht blühende Minze sehen, so ist ihm das Glück hold, allerdings darf er niemanden was davon erzählen.
Kräuter – die Kraft von Kräutern soll sich in dieser Nacht intensivieren und von daher ist es angeraten, etwas Thymian oder Rosmarin mit ans Meer zu nehmen.
In dem im Norden von Mallorca gelegenen beschaulichem Muro dauern die Feierlichkeiten sogar 16 Tage, denn hier gilt Johannes der Täufer als Schutzheiliger. Neben verschiedenen Konzerten und Livemusik, gibt es zum Beispiel am Plaça Comte d‘ Empúries ein Wasserfest. In der Stierkampfarena des kleinen Städtchens stockt dem Zuschschauer der Atem bei der der Show der Recortadores (Akrobatik mit Stieren). Auch die „Feuerteufel“ lassen es hier so richtig krachen oder man schaut den Riesenköpfen (Caparrots) beim Tanzen durch die Straßen des Ortes zu.
Vor der Kathedrale La Seu, im Parc de la Mar, beginnt gegen 18.30 Uhr das offizielle Festprogramm. Etwa um 20.00 Uhr beginnen die Mitglieder von Teufels-Gruppen (Colles) ihr „Unwesen“ zu treiben. Anschließend werden bis zur Festrede (Pregó) um 21.30 Uhr Folkloretänze dargeboten. Ab 22.00 Uhr wird es heiß, denn dann lassen die Feuertänzer (Correfoc) die Funken sprühen und das nicht zu knapp. Meistens sind das junge Männer bzw. Kinder die im wahrsten Sinne des Wortes mit Feuereifer dabei sind. Hier ist für Besucher lange, feuerfeste Kleidung sehr ratsam, damit nichts zu Schaden kommt.
Es ist eine schöne Tradition, am Strand fröhlich mit der Familie und Freunden zu feiern, zu tanzen, am Lagerfeuer zu sitzen und lecker zu grillen.
Der Stadtstrand von Palma ist in dieser Nacht genau so voll wie am Tag. Bis in die frühen Morgenstunden hinein wird hier laut und ausgelassen gefeiert, denn am nächsten Tag ist arbeitsfrei. Was will man mehr?
Wer es allerdings etwas ruhiger und beschaulicher möchte, der ist an Stränden wie zum Beispiel Pollenca, Es Trenc oder der Playa de Muro gut aufgehoben, da hier eher eine romantische Familienatmosphäre vorherrscht.
Für unsere persönliche erste Johannisnacht zogen wir die beschauliche Ruhe der Playa de Muro dem Treiben der Stadtstrände von Palma, Ciutat Jardi, Arenal und Can Pastilla vor. Nach einigen Versuchen brannte auch unser kleines traditionelles Lagerfeuer, dazu ein Mitternachtspicknick und natürlich der Sprung ins Meer – für uns war es sehr schön, diese reizvolle Tradition hautnah miterleben zu dürfen.
Ein Wermutstropfen bleibt allerdings: 22 (in Worten zweiundzwanzig) Tonnen Müll, die Inselwelt in dieser Nacht angefallen sind.
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