Gute Kondition sollte man schon mitbringen, will man die bekannteste Sehenswürdigkeit in Pollença erobern. Die Carrer del Calvari ist eine bis über die Ortsgrenzen hinaus bekannte Freitreppe, die nicht nur ein begehrtes Fotomotiv ist, sondern auch einen spirituellen Nutzen hat. Am oberen Ende des Kalvarienberges (oder Kreuzberg) wartet eine kleine Kapelle sowie ein fantastischer Ausblick über die Stadt im Norden von Mallorca.
Sage und schreibe 365 Treppenstufen warten darauf, von den Besuchern erklommen zu werden. Für jeden Tag des Jahres eine. Obwohl etliche Leute im Internet auf andere Zahlen kommen. Von 396, 406 oder sogar 411 Stufen ist die Rede. Vielleicht sollten wir uns beim nächsten Mal auch an der Zählerei beteiligen, dann kann das „Rätsel“ möglicherweise endlich gelöst werden.
Angeblich ist der Sinn dahinter, dass man die niedrigen Stufen beim Hochlaufen zählen soll, um so auf das vergangene Jahr zurückzublicken, mag es guter oder schlechter Natur gewesen sein.
Beim „Abstieg“ könne man dann daran arbeiten, sich neue Lebensziele zu stecken. Gerade wenn man sich eventuell in einer Lebenskrise befindet, ist es vielleicht nicht die schlechteste Idee, einmal ganz tief in sich zu gehen und so neue Kraft für zukünftige Aufgaben zu schöpfen.
Vermutlich aber werden die wenigsten der unzähligen Touristen, die Jahr für Jahr die Treppe von Pollença bevölkern, irgendwas in dieser Richtung unternehmen. Wer ununterbrochen fotografiert oder mit seiner Kurzatmigkeit beschäftigt ist, hat selten Zeit, nach dem Sinn seines Daseins zu suchen.
Der Aufstieg zum Kalvarienberg beginnt im Zentrum
Los geht die Reise im Ortszentrum von Pollença, genauer gesagt auf der Plaça dels Seglars. Dort befinden sich mehrere Bars und Restaurants, in denen man entweder vor der kleinen Wanderung oder danach (wieder) zu Kräften kommen kann.
Am unteren Ende säumen noch kleine Lädchen die Treppen, später folgen nur noch Wohn- und Ferienhäuser sowie Zypressen und andere Pflanzen.
Empfehlenswert ist die Bewältigung der Treppe immer dann, wenn die große Hitze vorüber ist. Also besser nicht im Hochsommer in der Mittagszeit hochlatschen. Dann ist eine Schweißdusche vorprogrammiert. In den Morgenstunden oder am frühen Abend ist es am besten. Oder in der Nebensaison, wenn die Sonne noch nicht so stark ist.
Der Lohn der ganzen Plackerei
Hat man es bis nach oben geschafft, dann kann man sich in der kleinen Kapelle, der Eglésia del Calvari, etwas ausruhen. Sie ist angenehm kühl, sodass man schnell wieder auf eine erträgliche Betriebstemperatur kommt.
Gleich daneben befindet sich ein kleines Café mit frisch gepresstem Orangensaft für 3,50 Euro. Etwas happig, aber nun gut.
Dreht man sich um, eröffnet sich einem einerseits der Blick auf die sich hinaufquälenden Urlauber und andererseits auf den gegenüberliegenden 330 Meter hohen Berg Puig de Maria.
Noch ein Vorteil, in den Abendstunden zu kommen. Dann ist das Licht weicher und das Einfangen der besonderen Stimmung der sich langsam von Touristen lichtenden Treppe einfacher.
Ein weiterer Tipp ist, den Sonntag zu wählen. Denn an diesem Tag findet der Wochenmarkt statt mit all den Köstlichkeiten, die Mallorca zu bieten hat.
Der Anblick mutet an wie aus einer längst versunkenen Zeit. Ohne Handys, ohne Autos, ohne Internet, ohne Faceb…nein, das geht nun gar nicht. Es gibt eben auf Mallorca viele kleine Gassen, die zu erkunden sehr viel Spaß machen 😉