Achtung! Warnung vor frei grasenden Nashörnern, Elefanten und wilden Stieren! Auch eine meterhohe Krake wurde gesichtet und das alles auf Mallorca! Dies ist keine Lüge und kein Scherz. Etwas versteckt im Norden der Insel, in der Nähe von Alcúdia, haben wir diese Tiere und noch viele andere Skulpturen und Plastiken in einem großzügig angelegten Park, der Bestandteil des Museums Sa Bassa Blanca ist, entdeckt.
Von dem Künstler- und Sammlerehepaar Yannick Vu und Ben Jakober wurde hier seit Anfang der 1990er Jahre auf einem ca. 16 Hektar großen Gelände ein Kleinod für Kunst- und Naturliebhaber geschaffen. Dazu wurde im Jahre 1993 die private Stiftung „Fundaciòn Jakober“ gegründet.
Die einzelnen Bestandteile des Anwesens – das Haus von Hassan Fathy, der Rosengarten, die unterirdischen Räume SoKraTES, die ausgebaute Zisterne mit der dauerhaften Kindergemäldeausstellung, der Skulpturenpark und das Observatorium – wurden hier gemeinsam mit der traumhaften Natur der Halbinsel La Victoria von den Stiftungsgründern zu einem „Gesamtkunstwerk“ meisterhaft zusammengefügt.
Das Herzstück des ca. 16 Hektar großen Areals bildet das schneeweiße Haupthaus, das nach den Entwürfen des ägyptischen Architekten Hassan Fathy im hispanisch-maurischen Stil erbaut wurde und mit seinen vielen Zinnen und den hölzernen Gitterfenstern einer kleinen Festung gleicht.
Es beherbergt Fotografien, Gemälde und Skulpturen moderner und zeitgenössischer Kunst, unter anderem Werke von Vu Cao Dam, dem Vater von Yannick Vu, einem der bekanntesten Künstler aus Vietnam. Im immergrünen Innenhof mit aus Springbrunnen stoßenden Fontänen und Palmen fühlt man sich in eine Welt aus 1000 und einer Nacht versetzt.
Weitere Ausstellungsräume, die zum Beispiel die einmalige Sammlung „Nins“ („Kinder“ auf katalanisch) von Kinderporträts aus dem 16. bis 19. Jahrhundert zeigen, befinden sich unter der Erde. Dazu wurde die schon existierende unterirdische Zisterne klimatisiert und entsprechend ausgebaut.
Im Außenbereich des Geländes lädt der Rosengarten mit liebevoll angelegten Gemüse- und Kräuterbeeten zu einem Spaziergang ein, der direkt zum Skulpturenpark weiterführt, wo man von einer überdimensionalen Barbie aus Gold nebst Freund Ken begrüßt wird.
Besonders Kinder können hier auf der Anlage ohne Gefahr herumtollen, die „Ausstellungsstücke“ anfassen und so, ein Grundgedanke der Stiftungsgründer Ben Jakober und Yannick Vu, im Spiel die Kunst und Natur erleben und erfassen.
Mit ausgebreiteten Armen stehen 6 Steinfiguren in einem Kreis und können sich doch nicht berühren, erst wenn sich hier der Besucher dazu gesellt, schließt sich der Kreis. Plastiken wie Katze, Hund, Flußpferd, Widder, Kamel, Pferd oder Schweine machen den Außenbereich zu einem kleinen Zoo.
Es gibt aber auch teils abstrakte Exponate, die ein jeder für sich erschließen kann oder die aktuelle Gesellschaftsthemen aufgreifen, die zum Nachdenken anregen. Für uns war es unter anderem ein Turm, dessen komplette Innenwand bis zur Decke hinauf mit alten Verpackungsmaterialien, Plastikflaschen und Getränkedosen bedeckt ist bis auf EINE Stelle, an der ein Spiegel hängt. Die Botschaft ist eindeutig und nachhaltig: auch ich bin Mitverursacher der immer größer werdenden Plastikmüllberge und kann etwas verändern.
Einige Schritte weiter steht ein „Wunschbaum“ mit hunderten kleinen Zettelchen, teils bereits beschrieben, teils noch unbeschrieben auf einen Wunsch wartend. So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch die Wünsche: Gesundheit für sich und die Familie, dass Opa Leo nicht stirbt, es keinen Krieg mehr gibt, einen Lottogewinn oder der Wunsch von einer Kinderhand geschrieben nach einem Hund.
Natürlich haben auch wir unseren Wunsch aufgeschrieben und hier hinterlassen, so wie auch schon Yoko Ono, die im Jahr 2012 die Museumsanlage besuchte.
Eine weitere (jedenfalls für uns) sehr interessante Installation sind vier zusammengeschweißte Fahrräder, die in alle vier Himmelsrichtungen fahren wollen … unsere Interpretation: man sitzt zwar in einem Boot, aber wenn jeder etwas anderes will, kommt man nicht voran … was für ein aktuelles Thema.
Fazit unseres Besuches: Im Urlaub auf Mallorca ein Museum zu besuchen ist für viele Gäste der Insel wohl nicht das unbedingte Ferienerlebnis. Aber das Museum Sa Bassa Blanca ist durch die Verbindung von Kunst, Architektur und Natur, aber auch durch die Vielfalt der hier gezeigten Kunstrichtungen absolut einmalig und empfehlenswert.
Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag: 10:00 bis 18:00 Uhr (die Ausstellungsräume sind zwischen 13:00 und 14:00 Uhr geschlossen)
Am Dienstag ist die Besichtigung der Ausstellung der Kinderporträts, des Rosengartens und des Skulpturenparks kostenlos, die übrigen Ausstellungen sind allerdings geschlossen.
Update April 2020: Der freie Eintritt wird nunmehr nur noch am Dienstag in der Zeit von 14:00 bis 18:00 Uhr gewährt.
Eintrittspreise:
Erwachsene 10,00 Euro, Kinder 7,00 Euro (Kinder unter 6 Jahren dürfen kostenlos rein) für die SoKratTES- und Nins-Ausstellungsräume, Rosengarten und Skulpturenpark
Für geführte Rundgänge zum Beispiel durch das Hassan Fathy Haus werden erhöhte Eintrittspreise erhoben. Genauere Angaben findet ihr dazu auf der Website der Stiftung www.msbb.org.
Anfahrt:
Mit dem Auto fahrt ihr von Alcúdia in Richtung Mal Pas auf die Halbinsel La Victoria und folgt den violetten Hinweisschildern „Museu Sa Bassa Blanca“. An der Bar „La Bodega del Sol“ biegt ihr an der Kreuzung rechts ab und folgt der zunächst asphaltierten Straße, die nach einigen Kilometern in einen Schotterweg übergeht. Das Anwesen ist mit einem Tor verschlossen, welches sich automatisch öffnet, wenn ihr an der weißen Linie davor haltet.