Auf der Baleareninsel Mallorca finden jedes Jahr unzählige traditionelle Feste statt.
Eines davon ist das Fest „Moros y Cristianos“ (Mauren gegen Christen), auch bekannt als Es Firó de Sóller, das den Sieg der Einwohner von Sóller über algerische Piraten in der Schlacht am 11. Mai 1561 zum Inhalt hat.
Seit diesem Tag vor ein paar hundert Jahren wird jedes Jahr am zweitem Wochenende im Mai mit viel Aufwand und Begeisterung von den Einheimischen die Schlacht nachgestellt, was natürlich zahlreiche Zuschauer – Einheimische und Touristen – anlockt, die sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen wollen.
Im Mai 2015 war es für uns endlich soweit und wir durften dieses grandiose Schauspiel live miterleben. Die Parkplatzsuche gestaltete sich gar nicht so schwierig, wie wir im Vorfeld annahmen, da wir schon früh da waren. Außerdem war an diesem Tag das Parken sogar kostenfrei.
Nach einem Bummel entlang der zauberhaften Strandpromenade, die sich langsam füllte, nahmen wir noch einen kleinen Stärkungs-Imbiss in einem der vielen Restaurants ein. Hier saßen bereits sehr viele „Piraten“ und „Bauern“, die sich mit Trommeln oder großen Muscheln lautstark auf das spätere Getümmel einstimmten und in ihren historischen, teilweise aufwändig gestalteten Trachten, recht martialisch aussahen. Steinschleudern und Schrotflinten, die so genannten Escopetas, taten das ihrige dazu.
An der Mole, in einem mit Bändern abgesperrtem Strandabschnitt, warteten schon zahllose Mallorquiner und Gäste auf den Beginn des Spektakels. Die Straßenbahnen aus Sóller brachten immer mehr Mädchen und Frauen in ihren historischen Kostümen zum Hafen.
Bengalische Feuer und Böllerschüsse kündeten endlich vom Anfang der Schlacht an und gaben den Piraten ein Zeichen. Sie alle strömten in immer größer werdenden Zahlen auf den Platz. Es wurden immer mehr und mehr. Schließlich wimmelte es von unzähligen Eindringlingen, die sich eine wilde „Schlacht“ mit den Einheimischen lieferten. Unwahrscheinlich laute Schüsse aus den Escopetas lieferten die akustische Untermalung zu diesem grandiosen Schauspiel. Profis, die bereits mehrmals daran teilnahmen, erkennt man an den Ohrenstöpseln, die sie vor dem Krach schützen.
Nach dem Kampf standen die „Hingemetzelten“ natürlich wieder auf und umarmten sich mit ihren „Mördern“. Langsam formierte sich ein langer Zug von Piraten, Einheimischen und Touristen, der gemächlichen Schrittes in Richtung Sóller zog, dabei nahmen die „bösen Piraten“ einigen Leuten die Kopfbedeckungen ab und schossen sie mit ihren Büchsen in die Luft. Manches dieser Teile war danach wohl nicht mehr zu gebrauchen.
Bei diesem Fest ist es auch Sitte, die Gesichter der Gäste mit schwarzer Farbe (meistens schwarze Schuhcreme) zu bemalen, so wurde auch ich solch ein „Farbopfer“. Eine junge Mallorquinerin in traditioneller Tracht fragte mich jedoch zuvor höflich, ob sie mich „anschwärzen“ darf. Natürlich durfte sie.
Alles in allem war es ein sehr schönes, ausgelassenes Fest und eine große Freude, so viele Menschen gemeinsam feiern zu sehen und den Stolz der Mallorquiner auf ihre Heimat, Tradtion und Vergangenheit miterleben zu dürfen. Ich werde mir auf jeden Fall dieses schöne Piratenspektakel noch einmal anschauen.