Im Nordosten von Mallorca, versteckt im Inselinneren, gibt es ein Tierschutzprojekt der besonderen Art. Auf der Finca Son Pons betreibt die „Black Vulture Conservation Foundation“ eine Geier-Aufzuchtstation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die letzten verbliebenen Mönchsgeier der Insel vor der Ausrottung zu bewahren.
Eine Führung über das Gelände wird von Francesca Pasetti durchgeführt, die sich aufopfernd für die Tiere engagiert.
Von ihr erfährt man zum Beispiel, dass Mönchsgeier nur 1 Ei pro Jahr legen. Nicht selten legen sie gar keines, weil sie sehr störanfällig sind. Das ist vor allem der Fall, wenn Rucksacktouristen sich ihren Weg durch die Serra de Tramuntana bahnen und an den Brutstätten vorbeiziehen. 100.000 Menschen pilgern jährlich durch das Gebirge, Tendenz: steigend. Deshalb ist es gar nicht so einfach für die Geier, die sich im freien Fall paaren, Nachwuchs in die Welt zu setzen und damit ihre Art zu erhalten, obwohl die 2-3 Meter breiten Nester auf schwer zugänglichen Baumkronen gebaut werden.
Ehrenamtlich arbeitende Tierschützer versuchen deshalb jedes Jahr, die Touristen von den Nestern fernzuhalten. Auch das illegale Auslegen von Giftködern zum Töten von Wildkatzen oder Mardern stellt ein großes Problem dar.
Der größte Greifvogel Europas wiegt im Schnitt etwa 8 Kilo und verfügt über eine beachtliche Flügelspannweite von 2,8 Metern. Interessant ist, dass der Mönchsgeier kaum etwas riecht, dafür sehr scharfe Augen hat. Mit seinem messerscharfen Blick erspäht er das Aas, von dem er sich ausschließlich ernährt. Dadurch „säubert“ der Geier die Landschaft und vernichtet potenzielle Krankheitserreger. Dabei kommt ihm zugute, dass er so gut wie nicht krankheitsanfällig ist, wie es Tierschützerin Francesca erklärte.
Zum Vergleich: Der Condor kann seine Beute sogar riechen, wenn sie unter der Erde begraben ist.
In den 80er Jahren waren die Mönchsgeier auf Mallorca so gut wie ausgerottet. Damals gab es nur noch 20 Exemplare auf Mallorca. Bis 1968 wurde gar ein Kopfgeld auf alle Raubvögel ausgesetzt. Wer Schnäbel oder Krallen seiner tierischen Opfer vorzeigen konnte, bekam eine Belohnung.
Durch die Bemühungen zahlreicher Naturschützer und Institutionen konnte sich die Population langsam wieder erhöhen. Derzeit sind es über 110 Tiere, die es auf der der größten aller Baleareninseln gibt. Europaweit gibt es hingegen fast gar keine Mönchsgeier mehr, deshalb bilden die etwa 1500 Brutpaare Spaniens das Rückgrat der Population.
Eine wichtige Rolle spielt dabei das Mönchsgeierschutzprogramm Mallorcas, das den Dreh- und Angelpunkt des europäischen Geierschutzes bildet. Auf der Geierfarm der Finca Son Pons bei Campanet werden ausschließlich gehandicapte Tiere gepflegt. Im angrenzenden Gehege werden Schafe gehalten, die zur Fütterung der Geier dienen. Das mag grausam klingen, ist aber in der freien Natur auch nicht anders. Noch dazu haben Geier einen wichtigen Anteil an der Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts, daher sterben diese Tiere keinen ganz so sinnlosen Tod.
Interessierte Besucher der Geierfarm Mallorca bekommen schließlich die Gelegenheit, die Könige der Lüfte fast hautnah zu erleben. Nur eine Plexiglasscheibe trennt die Besucher von den Geiern. Bei einer Schau-Fütterung sieht man den Tieren dabei zu, wie sie sich auf ihre Beute stürzen.
Auch mehrstündige Wanderungen werden angeboten, deren Erlöse komplett dem Tierschutz zugute kommen.
Unglücklicherweise ist die Geiferarm Mallorca nur schlecht ausgeschildert, deshalb kann man sich auf dem Weg dorthin schon mal verfahren. Die genaue Adresse lautet:
Black Vulture Conservation Foundation / Mediterranean Wildlife Foundation
Finca Son Pons s/n
Campanet, Mallorca
Palma-Alcudia, Ausfahrt Kilometer 37
Tel. 971-575-880
E-Mail: info@procustodia.org
Spendenkonto:
Empfänger: F.V.S.M.
Banco Popular
IBAN: ES85 0075 6806 0706 0049 6903