Einsame, fast komplett unberührte Strände gibt es auf Mallorca nur noch sehr sehr selten. Gerade in der Flüchtlingskrise und in Zeiten des Terrors, wo es immer mehr Menschen auf die Insel zieht, die ansonsten an den Küsten Griechenlands oder der Türkei ihren Urlaub verbracht hätten. Dennoch gibt es sie vereinzelt noch – die kleinen, verträumten Buchten mit kristallklarem Wasser und Karibikfeeling. Die Calo des Mármols (oder Cala Màrmols) ist so eine Bucht. Die Schönheit ganz im Süden Mallorcas ist scheu, sie zeigt sich nicht jedem. Wer sie sehen will, muss eine lange Wanderung in Kauf nehmen.
Das Abenteuer beginnt am Leuchtturm des Cap de ses Salines. Man schaut aufs Meer und wandert dann links an der Küste entlang. Wir hatten uns vorher etwas schlau gemacht. 5 Kilometer sollte der Weg lang sein. Okay, mit Schritttempo dürfte das relativ zügig gegessen sein, dachten wir. Aber Pustekuchen! Man glaubt als dauersitzender Stadtmensch gar nicht, wie lang 5-6 Kilometer wirklich sind.
Eine gefühlte Ewigkeit liefen wir vollbepackt (Proviant, Handtücher, was zum Lesen & allerhand Schnickschnack) wie die Esel den langen Weg in Richtung Traumstrand. Wobei Weg schon zu viel der Ehre wäre. Es handelt sich nämlich um nicht mehr als eine felsige Schotterpiste. Vielerorts konnten wir den Pfad nicht mal mehr ausmachen.
Vorbei an der rauen Meereskulisse, hinweg durch brüchtige Steinmauern und unter stetiger Beobachtung der brennenden Sommersonne spielten wir bereits mit dem Gedanken an eine Umkehr. Da kann doch nichts mehr kommen! Oder doch? Schließlich wurden wir schweißtriefenden Gestalten von einer kleinen, spanischen Wandergruppe überholt.
Wie die Leute das geschafft haben, erschließt sich mir bis heute nicht. Die ganze Zeit war keine Menschenseele zu sehen! Eine freundliche Dame erklärte uns, dass noch ca. 20 Minuten Fußmarsch vor uns lag. Also entschieden wir, uns der Dehydration nicht geschlagen zu geben. Weiter gings.
Irgendwann war dann tatsächlich der Moment gekommen, in dem die Felsen den Blick auf die wunderschöne Calo des Mármols preisgaben. Schon von oben ist sie einfach nur beeindruckend anzuschauen. Zum Schluss bewahrheitete sich jedoch einmal mehr, dass man sich richtig ins Zeug legen muss, um die mallorquinische Beauty in den Arm schließen zu können. Es folgte nämlich ein steiler Abstieg, der nicht für alle Personengruppen uneingeschränkt zu empfehlen ist.
Hat man diesen aber überwunden, wird man mit einem Blick auf das türkisfarbene Mittelmeer und einem feinsandigen Strand belohnt. Der ganze Abschnitt ist nur etwa 40 Meter lang. Als wir Ende Mai 2016 dort waren, hatten wir die Calo des Marmols fast für uns allein. Nur ein anderes, älteres Pärchen ließ sich neben uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Erst etwas später kamen 5-6 junge Paare. Dann war es leider etwas mit der Idylle vorbei, schön war es aber trotzdem.
Aufgefallen ist mir die Vermüllung des Wassers. Eine Plastikflasche, Plastiktüte und ein Tetra Pak wurden angespült. Unglaublich, wie die Menschheit ihren eigenen Lebensraum – die Erde – zerstört (Herr, lass Hirn vom Himmel regnen!). Doch das nur am Rande, das ist wieder ein anderes Paar Schuhe.
Für wen ist die Calo des Mármols geeignet?
Wer einen schönen Strandtag umrahmt von Felswänden verbringen möchte, sollte eine gewisse Grundfitness mitbringen. Die Wanderung ist definitiv nichts für Stubenhocker, die nur zwei Mal die Woche zum Bier holen in den Supermarkt laufen. Da auch leichte Kletterfähigkeiten benötigt werden, ist das Vorhaben nicht unbedingt etwas für füllige Menschen. Kleinkinder würde ich persönlich auch nicht mitnehmen.
Die Ausrüstung
Bitte achtet unbedingt darauf, genug Wasser einzustecken. Ich empfehle 2 Wasserflaschen pro Person, nur für den Fall der Fälle. Wir hatten zu zweit nur eine Flasche dabei, was ziemlich dumm von uns war. Bei über 30°C in der prallen Sonne ist man schnell dehydriert. Etwas zu essen ist ebenfalls empfehlenswert, genauso wie ein Notfallhandy, genug Sonnencreme und eine Kopfbedeckung. Zu kaufen gibt es dort weit und breit nichts, der nächste Ort Cala Llombards ist ewig weit weg.
Sehr wichtig ist die Wahl des richtigen Schuhwerks. Wanderschuhe oder Sportschuhe sind zwingend erforderlich, das es die ganze Zeit sehr steinig ist. Also Flip Flops und Sandalen im Schrank lassen, eure Füße werden es euch danken.
Dauer der Wanderung
Auf einer Seite stand etwas von 60-70 Minuten. Wir brauchten auf dem Hinweg bei gemütlichem Gang etwa 2 Stunden. Den Rückweg brachten wir strammen Schrittes hinter uns und brauchten rund 1,5 Stunden.
Unser Fazit
Die Cala des Mármols (Cala Mármols) ist für alle durchschnittlich trainierten Personen geeignet, die abseits des Touristentrubels einen ruhigen Strandtag genießen wollen. Toiletten, Rettungsschwimmer oder Parkmöglichkeiten gibt es keine.
Service:
Die Wanderung zur Calo des Mármols ist anstrengend und kein Spaziergang. Doch am Ende wird man mit einem traumhaften Strand belohnt und eigentlich könnte man auch sagen: „Der Weg ist das Ziel“. Denn dieser führt direkt am Meer entlang und gibt den Blick auf die Insel Cabrera frei.
Am Ziel angekommen heißt es erst einmal ab ins Meer! Das Wasser ist kristallklar und eine herrliche Erfrischung nach der anstrengenden Wanderung.
Danke für den tollen Tipp! Die Bucht sieht traumhaft aus. Wir waren am Wochenende auch dort in der Nähe und sind vom Leuchtturm ses Salines bis zum Strand von Es Caragol gelaufen. Herrliche Gegend, und tatsächlich auch noch einigermaßen ruhig, da etwas abgelegen. Kleiner Tipp: Wir haben 8 außergewöhnliche Strände gelistet, eventuell sind da ja auch noch ein oder zwei dabei, die ihr noch nicht kennt? hxxp://goo.gl/yCXzWL