Jeder, der schon einmal auf Mallorca war, kennt die steinernen bis zu neun Meter hohen Wachtürme, die sogenannten Torres, die im 15. Jahrhundert zum Schutz der Bevölkerung vor ständigen Piratenüberfällen auf der gesamten Insel an den Küsten errichtet wurden. Diese Wachposten, die es auch im Landesinneren gibt, dienten als Verteidigungs- und Signaltürme.
Der aus Manacor stammende Gelehrte Binimeles, der maßgeblich am Bau der ersten Torres oder wie es auf katalanisch heißt, Talaias, beteiligt war, errechnete die notwendigen Distanzen, damit die Turmbesatzungen in Sichtkontakt blieben und Signale weitergeben konnten. Die Abstände der Türme betragen ungefähr 18,5 Kilometer, was in etwa zehn Seemeilen entspricht. Es gibt aber auch größere Abstände von bis zu 20 Kilometern.
Da es in den Jahren zwischen 1530 und 1578 die größten Plünderungen gab, wurden in dieser Zeit die meisten Türme errichtet. Näherten sich feindliche Schiffe der Insel, gab die Turmbesatzung Rauchzeichen (am Tag) oder Feuerzeichen (bei Nacht), die von den in Sichtweite stehenden Nachbartürmen sofort weitergegeben wurden. Diese Signalzeichen gingen so wie ein Lauffeuer bis hin zum Militärkommando nach Palma zum Almudaina Palast, der damaligen Macht- und Schaltzentrale.
Ein Beispiel, wie gut das „Frühwarnsystem“ funktionierte, ist die Schlacht von Sóller im Jahr 1561, bei der die Piraten erfolgreich in die Flucht geschlagen werden konnten. Diese historische Schlacht wird jedes Jahr in der zweiten Maiwoche bei dem bunten und ohrenbetäubenden Spektakel „Moros y Cristianos“ in Sóller nachgestellt. Aus dieser Zeit stammt auch die Redewendung: „Ara que no hi ha moros a la costa“ („Jetzt, wo keine Mauren vor der Küste liegen“). Gemeint ist damit, dass keine Gefahr besteht.
Von den ehemals 85 Wachtürmen haben ca. 50 die Spuren der Zeit ganz oder zum Teil überlebt. Viele der Türme sind jedoch in einem schlechten baulichen Zustand und restaurierungsbedürftig.
Um die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, wurde auf den Türmen rund um die Insel am 07.01.2017 eine Rauch- und Lichterkette in Gang gesetzt. Die vor Sant Elm gelegene Insel Sa Dragonera machte dabei mit ihrem 60 Meter hoch gelegenen 1585 erbauten Wachturm den Anfang, die Signale brauchten etwa eine halbe Stunde, um die gesamte Insel zu umrunden.
Wachtürme, die frei zugänglich sind, sind unter anderem:
Guarda Secreta de Cala Figuera (Calvià)
Torre des Cap Andritxol (Calvià)
Torre de Cala Figuera (Calvià)
Torre de Rafaubetx (Calvià)
Fortalesa de Portopetro (Felanitx)
Torre de Portocolom (Felanitx)
Guarda Secreta de na Gosta (Ses Salines)
Torre d´en Beu (Santanyí)
Torre de S´Estalella (Llucmajor)
Torre des Cap Blanc (Llucmajor)
Castell del Rei (Pollença)
Torre d´Albercuix (Pollença)
Torre del Serral dels Falcons (Manacor)
Talaia Vella del Cap Vermell (Capdepera)
Castell de la Punta de n´Amer (Capdepera)
Talaia de Son Jaumell (Capdepera)
Torre Picada (Port de Sóller)
Torre de na Seca (Sóller)
Torre des Verger/de Ses Ànimes (Banyalbufar)
Torre d´Aubarca (Artà)
Talaia Moreia (Artà)
Torre de Can Palou (Escorca)
Torre de na Pòpia (Dragonera, Andratx)