Manchmal kommt uns Mallorca wie ein Puzzle vor: viele kleine Teilchen fügen sich zu einem wunderbaren Bild zusammen. Sieben solcher Puzzlestücke unserer Lieblingsinsel – Naturparks und Naturschutzgebiete – nehmen wir in diesem Beitrag näher unter die Lupe.
Nationalpark Cabrera
Die Inselgruppe Cabrera liegt ca. 14 Kilometer südlich von Mallorca und wurde bereits im Jahr 1991 zum „Nationalpark zu Land und Wasser“ erklärt. Das Schutzgebiet kann mit einer Gesamtgröße von 10.021 ha aufwarten, davon sind etwa 8,7 ha Meeres- und 1,3 ha Landgebiet.
Die Inseln sind Brutgebiete einheimischer Vögel wie Fischadler, Elonorenfalken, Korallenmöwen oder Balearensturmtaucher, aber auch Zwischenstationen für viele Zugvögel. Immer wieder huschen Eidechsen unter kühlen Steinen hervor. Säugetiere sind rar. Die einzige einheimische Tierart sind Fledermäuse, alle anderen heute vorkommenden Vierbeiner wie Kaninchen oder Wildkatzen wurden vom Menschen auf das Eiland gebracht. Auch wenn die Insel Cabrera übersetzt die Ziegeninsel heißt, finden wir diese Tiere schon seit Jahren nicht mehr hier, da diese für das empfindsame Ökosystem eine Gefahr darstellen. In den Gewässern rund um die verstreuten Inseln haben über 200 Fischarten ihr Zuhause, selbst Delfine ziehen hier ihre Bahnen.
Die dem Archipel den Namen gebende Insel Cabrera (Ziegeninsel) kann von Touristen bei Tagesausflügen erkundet werden. Den Besucher erwartet hier natürlich in erster Linie eine weitgehend unberührte und ursprüngliche Landschaft: überwiegend mediterrane Macchia mit Wacholderbüschen und Sträucher, aber auch die für diese Region typischen Aleppokiefern, kleine Sandstrände und karibikblaues Meer.
Neben der einzigartigen Naturkulisse haben die einstigen Siedler und Bewohner der Insel – Römer, Piraten, Soldaten, Gefangene – auch kulturelle Sehenswürdigkeiten hinterlassen. Das trutzige Kastell am Hafeneingang, das Denkmal zur Erinnerung an die französischen Gefangenen, die hier unter unmenschlichen Umständen ums Leben kamen, und ein alter Friedhof erzählen von der wechselreichen Geschichte der Inselgruppe.
Sich alles an einem Tag anzusehen und auch noch in dem glasklaren, spiegelglatten Wasser zu schwimmen und zu schnorcheln ist nicht möglich. Wer mag und auch früh genügt bucht, kann in dem 2014 eröffneten in einem der 12 Zimmer übernachten, im Juli und August jeweils für eine Nacht und in der übrigen Saison für bis zu sieben Tage.
Wir haben für den Ausflug für die klassische Tour entschieden. Gegen 10.00 Uhr ging es mit dem Boot los, nach einer knappen Stunde erreichten wir die Insel. Da das Castell war für alle Besucher der erste Anlaufpunkt nach der Ankunft war, bummelten wir erst etwas durch den Hafen und spazierten dann in aller Ruhe zu dem Friedhof und die Burg. Gefühlte 1000 Fotos später liefen wir dann an der Küste entlang zum Sandstrand Sa Platgeta, wo wir uns im kristallklaren Meer abkühlten. Gegen 16.00 Uhr ging es – mit einem Badestopp in der Blauen Grotte – zurück nach Colonia Sant Jordi.
Preise:
- Es werden verschiedene Touren zu unterschiedlichen Preisen angeboten (https://www.excursionsacabrera.es/de/cabrera-ausfluege)
Lage und Erreichbarkeit:
- Das Archipel liegt 13,6 Kilometer vor der Südküste Mallorcas. Von Colonia Sant Jordi starten in der Saison täglich Boote zur Überfahrt.
La Reserva „Puig de Galatzó“
Am Fuße des 1027 m hohen Berg Galatzó schmiegt sich der Naturpark, der besonders für Ausflüge mit Kindern geeignet ist. Der 3,5 km lange Wanderweg führt vorbei an teilweise künstlich angelegten Wasserfällen, Höhlen und Grotten inmitten eines typisch mediterranen Waldes mit mächtigen Steineichen und Aleppokiefern. Hinweisschilder geben Auskunft über die hier wachsenden Blumen und Pflanzen.
Neben Enten, Gänse und Pfauen, die frei im Territorium umherlaufen, können auch Bären, Strauße, Esel und Ziegen in ihren Gehegen beobachtet werden. Die Anlage ist aber auch das zuhause von verletzten Tieren, die hier nach medizinischer Versorgung wieder heimisch sind.
Täglich finden Vorführungen mit Greifvögeln statt.
Die Picknick-Zone in der Mitte des Gebietes bietet Salate und Snacks oder auch frisches Fleisch oder Fisch zum selber grillen an, Streichelgehege und mittlerweile sogar ein Wasserfallpool nebst Duschen und Umkleidekabinen.
Preise:
- Erwachsene 18,00 EUR/Kinder 9,00 EUR
Lage und Erreichbarkeit:
- Von Palma nach Puigpunyent, vor dort den Schildern La Reserva – Puig Galatzó folgend.
Naturpark S‘Albufera
Zwischen Can Picafort und Port de Alcudia gelegen ist das Naturschutzgebiet S’Albufera ein beliebtes Ausflugsziel im Norden Mallorcas und dies nicht nur bei Ornithologen. In dem 1.646 Hektar großen Naturpark sind vier Pfade zum Wandern oder Fahrradfahren angelegt worden, es gibt ein Besucherzentrum mit jeder Menge Informationsmaterial zur Geschichte des Gebietes, zum Umweltschutz und natürlich den tierischen Bewohnern. Zudem wurden auf dem Gelände einige Aussichtsplattformen und Vogelbeobachtungsstationen errichtet.
Das Naturareal kann auf vier, gut ausgeschilderten Wegen erkundet werden. Die Routen 1, 2 und 4 sind aufgrund ihrer Länge (zwischen 725 m und 1300 m) leicht zu bewältigen. Für die 11 km lange Route 3 braucht man schon etwas mehr Kondition und vor allem genügend Wasser. Auch Insektenschutz kann nicht schaden.
Das Biotop ist für 230 Vogelarten Lebensraum, teils dauerhaft, teils als Winterquartier oder als Zwischenstation für zahlreiche Zugvögel. Zu den hier nistenden Bewohnern zählen zum Beispiel der Stelzenläufer, die Blaumeise, die Teichralle, das Blässhuhn und verschiedene Gattungen von Enten. Auf ihrem alljährlichen Vogelzug rasten hier im Frühjahr und Herbst Flamingos, Watvögel, Reiher oder auch Regenpfeifer.
Aber nicht nur der „Luftraum“ ist im Park reichlich bestückt, auch unter Wasser ist einiges los. Fische, wie Barsche, Aale, Ukeleien, Meeräschen, Lurche und Reptilien fühlen sich hier wohl.
Natürlich ist auch die Vegetation mit mehr als 400 Pflanzenarten sehr vielseitig. Vor allem Binsen und Schilf, das hier meterhoch in den Himmel ragt, aber auch Weißpappeln und Ulmen prägen das Sumpfland.
Preise:
- Der Eintritt ist frei!
Lage und Erreichbarkeit:
- Der Eingang liegt direkt an der MA-12 zwischen Port de Alcudia und Can Picafort an der Pont dels Anglesos („Brücke der Engländer“)
Naturreservat s‘Albufereta
Ehrlicherweise möchten wir voranstellen, das wir diesen Naturschutzpark (noch) nicht wirklich erkundet haben. Schon unzählige Male sind wir daran vorbeigefahren, ohne zu wissen, dass sich hier das drittgrößte Feuchtgebiet Mallorcas befindet. Im letzten Urlaub haben wir hier wenigstens mal einen kurzen Stopp gemacht und sind zumindest bis zur Aussichtsplattform des Grau gelaufen. Schon auf dem kurzen Weg dahin, haben wir Reiher und – jedenfalls für unser Dafürhalten – riesige Krabben entdeckt.
Das naturbelassene Gebiet liegt in der Bucht von Pollenca parallel zur Küste und wurde wegen seinem ökologischen, botanischen und ornithologischen Wert zum Schutzgebiet erklärt. Überflutete Wiesen, kleine Kanäle, zwei Seen und grüne Anbauflächen verwandeln diese Landschaft insbesondere für Zugvögel, die hier eine Rast auf ihren jährlichen Reisen einlegen, zu einer wahren Oase. Knapp 200 Vogelarten wurde hier bislang gesichtet, unter ihnen Silberreiher, Eleonorenfalken, Fischadler, Rohrammern und Blaukelchen.
Vogel- und Naturfreunde können s‘Albufereta sowohl zu Fuss als auch mit dem Fahrrad durchqueren und erkunden.
Preise:
- Der Eintritt ist frei!
Lage und Erreichbarkeit:
- Erreichen kann man den Park mit dem Linienbus, der zwischen Alcúdia und Pollenca verkehrt, oder mit dem Auto. Ein Parkplatz befindet sich beispielsweise direkt hinter der Ortschaft Alcúdia an der Ma-2220.
Parc natural de Mondragó
Bei diesem Namen fällt uns als erstes die Bucht Cala Mondragó und der malerische Strand s‘Amarador ein, aber der Naturpark umfasst viel mehr: schattige Kiefernwälder, Plantagen mit Mandel- und Johannisbrotbäumen, idyllische Küstengebiete, Dünen- und Strandabschnitte und Feuchtgebiete mit kleinen Teichen und Seen. Hier wachsen Bambus, Rohrkolben und Schilfrohr, Rosmarin, Lavendel und Wacholder verbreiten einen traumhaften Duft.
Gefiederte Bewohner – einheimische Singvögel und auch zahlreiche Zugvögel – haben hier genauso ihr Zuhause wie Vierbeiner – Wildkaninchen, Ginsterkatzen oder Marder – und auch die ganz ohne Beine – Schlangen und Nattern.
Fünf ausgebaute Wander- und Radwege erlauben den Besuchern die Natur hautnah zu erleben, Informationstafeln klären umfassend über das Ökosystem auf. Da keine der Touren länger als ein Kilometer ist, sind diese auch perfekt für Unternehmungen mit Kindern mit anschließendem Badespaß an einem der drei Sandstränden, die allesamt das Qualitätssiegel „Blaue Flagge“ tragen.
Preise:
- Der Eintritt ist frei!
Lage und Erreichbarkeit:
- Das Naturschutzgebiet liegt an der Ostküste zwischen Portopetro und Cala Figuera.
- Über zwei Eingänge findet man Einlass: aus Richtung Felanitx, Porto Cristo zum Strand Ses Fonts de N‘Alis oder aus Richtung Palma, Santanyi zum Strand S‘Amarador jeweils bis zum kostenpflichtigen Parkplatz.
Peninsula de Llevant
Auch ganz im Nordosten Mallorcas finden passionierte Wanderfreunde und Mountainbiker mit der Peninsula de Llevant ein ausgedehntes Naturschutzgebiet mit gut ausgeschilderten Touren, wobei es weitaus weniger frequentiert ist als die bekannten Wanderrouten in der Serra de Tramuntana. Direkt am Parkplatz kann man sich entweder an einer übersichtlichen Informationstafel oder in dem täglich geöffneten Parkbüro S‘Alqueria Vella de Baix informieren. Naturliebhaber können zwischen 13 Wanderstrecken mit einer Länge von 550 m bis 6,5 km und bis zu 565 Höhenmeter (Sa Talaia Freda) entscheiden, es ist also für jeden etwas dabei – vom Gelegenheits- bis zum Profiwanderer.
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Gewandert wird durch gebirgiges Gelände und niedrigem Buschland mit den vielen auf Mallorca endemisch wachsenden Zwergpalmen. Auch Schafe und Wildziegen fühlen sich auf dem Terrain sehr wohl. In der Luft kann man mit etwas Glück die heimischen Fischadler und Eleonrenfalken beobachten.
Preise:
- Der Eintritt ist frei!
Lage und Erreichbarkeit:
- Zu erreichen ist der Naturpark mit dem Auto von der Landstraße MA-3333 von Artá in Richtung Ermita de Betlem.
Parc natural de Sa Dragonera
Das Natur- und Meeresschutzgebiet Parc natural de Sa Dragonera liegt vor der Südwestküste Mallorcas und besteht aus den Inseln Es Pantaleu, Sa Mitjana und Sa Dragonera und den angrenzenden Gewässern. Eine Bebauung auf den Inseln ist strikt untersagt, das Fischen ist nur sehr eingeschränkt erlaubt, so dass sich hier Fische und andere Meerestiere vor Überfischung zurückziehen können.
Sa Dragonera, die größte der Inseln, ist unbewohnt, etwa 4 km lang, 900 m breit und besonders bei Wanderern und Ornithologen sehr beliebt. Viele Seevögel, wie der Eleonorenfalke oder die Korallenmöwe, haben hier ihre Brutgebiete.
Die kurze Überfahrt mit dem kleinen Fährschiff von Sant Elm aus zum dem kleinen Naturhafen Cala Lladó dauert etwa 15 bis 20 Minuten. In der dort erbauten Rangerstation kann man sich ausführlich über die Geschichte, die Tier- und Pflanzenwelt, die Maßnahmen zum Naturschutz und die Arbeit der Umweltorganisation GOB informieren.
Auf mehreren angelegten und ausgebauten Wegen hat man die Möglichkeit, die fast völlig naturbelassene Insel zu erkunden. Die verschiedenen Touren mit Gehzeiten zwischen 30 Minuten bis 3 Stunden – beispielsweise zu den Leuchttürmen am Cap de Tramuntana (Nordostspitze) und Llebeig (Südwesten) – sind gut ausgeschildert.
Die – jedenfalls für uns – schönste Tour führt jedoch auf die höchste Erhebung der Insel, den 353 m hohen Na Pópia. Etwa 2 Stunden wandern wir unzählige Serpentinen den immer schmaler werdenden Pfad zum dem alten Leuchtturm Far Vell hinauf. Immer wieder bieten sich unbeschreibliche Fotomotive auf die Küste Mallorcas, Sant Elm, Es Pantaleu und das glitzernde Meer. Die Insel ist zugleich die Heimat der Dragonera-Eidechse, die nur auf diesem kleinen Eiland zu finden ist, fast ständig huschen sie in Sekundenschnelle über den Weg. Bei unserer Rast oben auf den Stufen des verfallenen Leuchtturms teilen wir einen Apfel mit den Echsen und sind in kürzester Zeit geradezu von den Reptilien umzingelt.
Der überwiegende Teil von Dragonera ist mit kleinwüchsigen Gehölzen und Sträuchern (Macchia) bedeckt, weit verbreitet sind beispielsweise Rosmarinbüsche, Heidekraut und wilde Olivenbäume.
Die Überfahrt von Sant Elm nach Dragonera ist in den Sommermonaten täglich ab ca. 10:00 Uhr im 30-Minuten-Takt möglich. Die Hin- und Rückfahrt kostet 13,00 EUR pro Person. Da es keinerlei Verpflegungsmöglichkeiten vor Ort gibt, sollte man sich unbedingt mit genügend Getränken und Proviant versorgen. Auf keinen Fall dürfen Sonnencreme und Kopfbedeckung vergessen werden, denn die karge Vegetation bietet nur wenig Schatten.
Die Errichtung und Erhaltung der vorstehenden und noch vielen anderen Naturschutzgelände sind ein Erfolg vor allem der Umweltorganisation (GOB), der Inselregierung und einzelner Gemeinden Mallorcas.
Aber auch du und ich können Mutter Natur helfen:
- Betretet nur die erlaubten Wege und Flächen!
- Lasst keinen Müll in der Natur und an Stränden zurück!
- Verschwendet kein Wasser und spart Strom!
- Kein offenes Feuer entfachen – Waldbrandgefahr!
Wir hoffen, dass dir der Beitrag zu den 7 Naturparks auf Mallorca gefallen hat und du den ein oder anderen Tipp daraus entnehmen konntest. Viel Spaß beim Erkunden der Insel!